Zeitgeschichtliches – Elektrizität in Frankenmarkt
Um ca. 1899 kaufte die Marktkommune Frankenmarkt (heutige Agrargemeinschaft Frankenmarkt) das Mathias Ferch’sche Hammerwerk Frankenmarkt Nr. 128 und 129 in Gries mit allen
landwirtschaftlichen Grundstücken. Ursprünglich stand an diesem Standort ein Hammerwerk und eine Mühle. Die Mühle wurde aufgelassen, das Hammerwerk jedoch weiterbetrieben. Aus Erzählungen ist bekannt, dass wahrscheinlich keine Sensen und Kleinwerkzeuge geschmiedet wurden, aber es gibt eine Frankenmarkter Braxen, welche für die Holzarbeiten im Wald benötigt wurde. Das spricht dafür, dass größere Werkzeuge geschmiedet wurden. Wenn der große Hammer in Betrieb genommen wurde, klirrten in den Häusern im Markt die Gläser in den Schränken. Nach den Umbauten konnte das E-Werk 1902 in Betrieb genommen werden. Die offizielle Eröffnung war am 8.12.1902. Von der Wasserkraft des sogenannten Hammerbaches wurde mittels einer Francis-Turbine, ein Gleichstromgenerator mit einer Leistung von 25 KW, Spannung 220 Volt betrieben. Das E-Werk versorgte die Häuser des Marktes und eine elektrische Straßenbeleuchtung wurde errichtet. Hierbei ist anzumerken, dass das Marktgebiet entlang der Hauptstraße bereits seit ca. 1840 eine Straßenbeleuchtung besaß, die vom Nachtwächter abends angezündet und in der Früh wieder ausgelöscht wurde. Betrieben wurde die Beleuchtung mittels Kerzen aus Unschlitt (Rindertalg), der von den drei im Markt befindlichen Gerbereien (Kern, Platzer und Moser) geliefert wurde. Die technische Ausrüstung und das Freileitungsnetz kosteten damals 28.000 Kronen. 1903 gab es bereits 2 km Freileitungen für 76 Stromabnehmer, Jahresverbrauch ca. 48.000 Amperestunden. Damals gab es keine Stromzähler in den Haushalten. Die Sicherungen (heute Panzersicherung) waren gleichzeitig die Stromkreissicherung. Der Stromverbrauch wurde aufgrund der vorhandenen Glühbirnen und deren Wattleistung geschätzt. Gerne verwendet wurden Abzweigfassungen bei den Glühlampen, diese wurden auch „Rauber“ genannt, da diese Abzweigungen nichtsichtbar waren, wurde dieser Stromverbrauchauch nicht berechnet, daher der Name „Rauber“.Der erzeugte Strom, welcher nicht sofort gebraucht wurde, wurde in Akkumulatoren der Firma Varta gespeichert. In der Nacht wurde kaum Strom verbraucht, so hatte man einen Puffer für den Tagesbedarf. 1923 betrug der Jahresstromverbrauch 115.000 Amperestunden. Die Leistung der Turbine war an ihre Grenzen gestoßen. So wurde nach Alternativen zur Versorgungsverbesserung gesucht. Im Gespräch war dann der Kauf eines kleinen zusätzlichen E-Werkes (neben der jetzigen Tischlerei Huemer) oder Dieselgeneratoren. Es kam jedoch ganz anders. Im Jahre 1924 baute die Firma Stern & Hafferl, Gmunden, eine Hochspannungsleitung mit 25.000 Volt, vom im gleichen Jahr errichteten Dampfkraftwerk in Timelkam, bis Braunau. Diese Leitung führte über das Gemeindegebiet von Frankenmarkt. In diesen Leitungszug wurde dann von der Marktkommune eine gemauerte Trafostation an der Fornacherstraße errichtet. Der Grund gehörte damals dem Gast- und Landwirt Josef Streibl (jetzt Weissl), die Grundkosten scheinen in den Büchern mit 3 Mill. Kronen auf. Die Trafostation wurde von der Bevölkerung das „Milliardenhäusl“ genannt. Man sah nur das Gebäude, nicht aber die sehr teure Inneneinrichtung wie Trafo, Hochspannungsschalter, Isolatoren und dergleichen mehr. 1924 war der Höhepunkt der Inflation, ab Jänner 1925 waren dann 10.000 Kronen 1 Schilling.
Von dieser Trafostation Fornacherstraße wurde eine Hochspannungsleitung mit 5000 / 380 Volt im Hengstbachtal und von dort zwischen den Häusern Huemer (Leitz, ehemaliger Kindergarten) und Rösler (Kronlachner) zum E-Werk in Gries geführt. Da gab es dann schon Drehstrom. Mit der 5000 Volt Leitung wurde dann Richtung Osten weitergefahren, beim damaligen Segel (Sägewerk und Kunstmühle) stand die nächste Trafostation. Mit Strom versorgt wurde unter anderem Mösendorf, Wies, Mühlberg, Trenau, Asten und Kritzing. Vom Trafo in der Fornacherstraße wurde Danzenreith, Buchscharten, Auleiten, Höhenwarth, Hausermühle, Schwertfern, Schwaigern und Rudlberg versorgt.
Beim Bau der neuen Schule (heutige Volksschule) wurde die Leitung vom Hengstbachgraben bis zum E-Werk unterirdisch verlegt, da die Hochspannungsleitung mitten durch die Schule gelaufen wäre. Ab 1938 lief die Stromversorgung unter Führung der Kraftwerke Oberdonau (KOA anschließend OKA heute Energie AG). Durch die Industrialisierung wurde immer mehr Strom benötigt. Die Gerätschaften bei den Bauern konnten oft nicht gleichzeitig betrieben werden. Die Stromleitungen waren noch nicht auf den erhöhten Bedarf ausgelegt. So konnte es schon passieren, dass die Lichter ausgingen, wenn eine Maschine in Betrieb genommen wurde.
1950 – 1952 wurde die Stromversorgung generell von Gleichstrom auf Drehstrom umgestellt.
1973 wurde die Stromversorgung für die Allgemeinheit (1200 Stromabnehmer, 60 km Freileitungen, 1 Umspannstation und 3 Transformatorenstationen) an die OKA übergeben.
Das E-Werk Gebäude ist heute im Besitz der Familie Starzinger und es wird für den Betriebsbedarf noch immer Strom erzeugt.
Die Betriebsleiter waren:
1902/1903 Rönisch,
1904 – 1925 Karl Prager,
1925 – 1928 Hans Huemer,
1928 –1967 Josef Klauser und
1967 – 1973
Alois Wiener
Die Betriebsleiter Prager, Huemer und Klauser besaßen neben ihrer Tätigkeit im E-Werk eigene Elektroinstallationsgeschäfte.
Quellen; Franz Schuster, Elektriker und Frankenmarkt
1986, das Buch zur 750 Jahre
Markterhebung, Dr. Zeilinger